Bedruckter Kattun (Zitz)
Wandbespannung Winterkammern
Schloss Charlottenburg Berlin

Luise von Mecklenburg-Strelitz (1776–1810) war die erste Gemahlin und die große Liebe König Friedrich Wilhelms III. von Preußen. Viele Jahre vor Kaiserin Sisi und lange vor Lady Diana erwarb sich diese junge Königin mit ihrer Schönheit und Anmut eine Popularität, die nach ihrem frühen Tod in tiefe Verehrung überging. Zu Luises 200. Todestag präsentierte die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg im Luisen-Jahr 2010 drei Ausstellungen – eine davon im Schloss Charlottenburg.

1796 hatte Wilhelmine von Lichtenau, die "Stilberaterin" von König Friedrich Wilhelm II., wertvollen ostindischen Zitz für Bespannungen erstanden, um die Wände und die Decke des letzten königlichen Zimmers der Charlottenburger Winterkammern mit sommerlicher Stimmung aufzuhellen. Während es draußen trübe und frostig kalt war, wurde drinnen die Illusion eines blühenden Gartens geschaffen – auch mit echten Singvögeln.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Schloss Charlottenburg schwer beschädigt. Die wertvollen Wand- und Deckenbespannungen des "Zitzzimmers" wurden dabei komplett zerstört. Um den Besuchern im Luisen-Jahr 2010 dennoch ein authentisches Erlebnis bieten zu können, erteilte uns die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten den ambitionierten Auftrag, die ursprünglich kunstvoll mit Vögeln und Blüten handbemalten Bespannungen des "Zitzzimmers" detailgetreu zu rekonstruieren.

Zwar existieren noch immer Schwarz-Weiß-Aufnahmen der Originalbespannung, doch für eine exakte Rekonstruktion haben sich diese Fotos aus den Vorkriegsjahren als unbrauchbar erwiesen. Glücklicherweise konnte man jedoch in Erfahrung bringen, dass der von Gräfin von Lichtenau in Livorno gekaufte Stoff nicht nur für die Wandbespannung im Schloss Charlottenburg verwendet worden war, sondern auch für den Palazzo Cinese in Palermo – wo er noch heute die Wände schmückt.

Mehrere Tage dauerte es, das Gewebe zu fotografieren und zu vermessen. Die ursprüngliche Farbenpracht konnten wir anhand eines schmalen Stoffstreifens rekonstruieren, der im Palazzo verborgen hinter eine Leiste der Verwitterung getrotzt hatte. Nach über 800 Arbeitsstunden war die Ausarbeitung des Druckmusters fertig. Der zu bedruckende Leinenstoff wurde in dieser Zeit bei einer italienischen Leinenmanufaktur rekonstruiert und anschließend in Krefeld gechintzt (druckvorbehandelt), d.h. unter starkem Druck und hoher Temperatur geglättet. Danach wurde der Stoff in Österreich bedruckt und in Krefeld nochmals gechintzt. Insgesamt betrachtet, war es ein immens aufwendiger Prozess – einer, der das "Zitzzimmer" heute in neuer, alter Pracht erstrahlen lässt.

Sommerliche Flora und Fauna auf hellem Hintergrund