Seidendamast "Spitzenbandmuster"
Wandbespannung
Neues Schloss Bayreuth

1753 begann der Bayreuther Hofarchitekt Joseph Saint-Pierre im Auftrag des Markgrafen Friedrich von Brandenburg-Bayreuth den Bau des Neuen Schlosses Bayreuth, nachdem die bisherige Residenz durch einen Brand größtenteils zerstört worden war. Großen Einfluss auf die Gestaltung übte Markgräfin Wilhelmine aus, die Schwester von Friedrich dem Großen. Sie entwarf u.a. das Spiegelscherbenkabinett und das Alte Musikzimmer mit Pastellbildnissen von Sängern, Schauspielern und Tänzern selbst.

Das Spitzenbandmuster dieser Wandbespannung ist ein im 18. Jahrhundert sehr häufig verwendetes Muster, das in ähnlicher Weise in vielen herrschaftlichen Bauten dieser Zeit anzutreffen ist. Das spezifische Muster, das hier im Neuen Schloss Bayreuth die Räume verschönerte, konnte aus dem erhaltenen Bestand originalgetreu ausgearbeitet werden. Auch für die technischen Details der Verarbeitung gab der historische Bestand die notwendigen Aufschlüsse.

Besondere Ansprüche stellte allerdings die Farbigkeit. Der Stoff war leicht streifig, was die Räume lebendig und spannend machte. Aber die leichten Streifen waren nicht Teil des Musters, sie tauchten nicht rapportweise auf!

Die genaue Analyse zeigte, dass wohl das verwendete Garn die Ursache war: Seine Färbung war nicht homogen, sondern sie changierte. Ob diese unregelmäßige Färbung damals absichtlich geschah oder ob einfach ein Fehler unterlief, ist bis heute ungeklärt. Auf jeden Fall sollte die lebendige Streifigkeit genauso unregelmäßig wieder im neuen Stoff rekonstruiert werden.

Deswegen wurden die für die Rekonstruktion sorgfältig ausgewählten Garne im sogenannten Jaspé-Verfahren gefärbt. Die Jaspé-Färbung ist eine Strangfärbung, bei der das Garn abschnittsweise in unterschiedlicher Intensität gefärbt wird.

Diese Garne wurden auf einem Schützen-Webstuhl in der historischen Bahnbreite von 54 cm verwoben. Die Jaspé-Färbung des Garnes lieferte in der Tat das gewünschte einzigartige Ergebnis, das die Räume heute wieder so spannend wie damals erscheinen lässt.

Für die Wandbespannung dieser fast 30 Meter langen Wand mussten 52 Gewebebahnen mit 54 cm Breite musterpassend zusammengenäht werden. Die Nähte durften sich bei der großen Zugbelastung nicht öffnen oder verziehen, es durften keine Übergänge sichtbar werden und keine Spannungsunterschiede (Falten) entstehen. Daraus ergibt sich ein äußerst aufwendiges handwerkliches Gesamtkunstwerk.